Auf Fangfahrt im Skagerrak
Mit Sennheiser-MKH-Mikrofon auf hoher See
Wedemark, 6. März 2019 – Nach einer Fotoreportage auf dem Fischtrawler J. von Cölln lässt die hohe See den Filmemacher und Fotografen Werner Lebert nicht mehr los: Ein Jahr später kehrt er auf die J. von Cölln zurück, um einen Dokumentarfilm über das Leben der Seelachsfänger auf Fangreise zu drehen. Mit an Bord: Ein Sennheiser-Richtrohrmikrofon MKH 8060, das fortan den Naturgewalten ebenso trotzen muss wie die Filmcrew.
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(Foto: Werner Lebert) Noch ist die See relativ ruhig: Kameramann Bernd Effenberger filmt mit dem MKH 8060
(Foto: Werner Lebert)"
(Foto: Werner Lebert)
Die J. von Cölln, ein Trawler der Firma Kutterfisch aus Cuxhaven, hat ihr zugewiesenes Fanggebiet im nördlichen Skagerrak sowie zwischen den Shetlandinseln und der norwegischen Küste. Die Bedingungen auf See gehören zu den härtesten und schwierigsten, die man sich als Filmemacher vorstellen kann: Windstärken von 10 bis 11 sind keine Seltenheit, der ca. 40 Meter lange und 10 Meter breite Kutter ist dann ein Spielball der Wellen. „Es ist nicht die Frage, ob man seekrank wird“, erklärt Werner Lebert, „die Frage ist, ob man so seekrank wird, dass man von Bord muss. Und 90 Prozent der Filmcrews müssen von Bord!“
Auch für die Aufnahmetechnik an Bord ist das bewegte Meer ein Problem, aber hier liegen die Herausforderungen naturgemäß etwas anders: Der Salzgehalt der Nordsee ist um ein Vielfaches höher als beispielsweise der der Ostsee, stellenweise sogar fünfmal so hoch. Das bedeutet, dass das komplette Equipment zuverlässig vor Gischt und Spritzwasser geschützt werden muss.
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(Foto: Werner Lebert) „Es ist nicht die Frage, ob man seekrank wird…“, kommentiert Werner Lebert die extremen Bedingungen auf See
(Foto: Werner Lebert)"
(Foto: Werner Lebert)
Für die Mikrofontechnik kommen die extremen Windverhältnisse hinzu. Werner Lebert setzte darum zum Schutz des MKH 8060 ein Windschutzfell MZH 20-1 zusammen mit dem Windschutzkorb MZW 20-1 und einem Schwinghalterungsset MZS 20-1 für die Kamera ein. „Eines vorweg: Was dieses Mikro leistet, ist einfach sensationell! An Kompaktheit ist es nicht zu übertreffen, ein Riesenvorteil bei Außenaufnahmen auf dem Peildeck oder der Traverse, wo wir mit Bergsteigergurten gesichert waren. Auch da hat das Mikro einwandfrei funktioniert.“
Erfinderisch mussten er und sein Kameramann Bernd Effenberger auch noch sein: Bei Windstärke 6 und mehr war auf dem Peildeck an eine Arbeit mit der Tonangel nicht mehr zu denken; der Sturm reißt sie einfach aus der Hand. Darum baute Lebert mit Reservenetzen der Fischfang-Crew einen Windschutz – und fing dort zusammen mit Effenberger die Wellen und die Atmosphäre ein.
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Auch bei den Aufnahmen auf dem sehr engen Fabrikdeck fing das MKH 8060 die Tonsignale und unterschiedlichen Geräuschpegel authentisch ein, die im Maschinenraum, in der Schlachtanlage mit ihren Förderbändern und durch die unzähligen Reinigungs-Sprühköpfe entstehen. „Hier liegen höhere und niedrigere Audiofrequenzen nah beieinander, und auch hier konnten wir sehr gute Ergebnisse erzielen“, erklärt Lebert – eine Einschätzung, die Daniel Cada von Schreckenberg Film aus Darmstadt teilte, der für den Schnitt und die Vertonung der Dokumentation verantwortlich zeichnete. Ein nur leichtes Putzen der Tonspur erbrachte bereits einen hervorragenden atmosphärischen Sound.
„Das wirklich Schöne an der Mikrofoneinheit ist die schnelle Montage. Wir hatten Kabel von 2 bis 10 m Länge dabei und auch hier bewies sich wieder einmal, dass sich Qualität auszahlt. Bei den Szenen, in denen das Netz eingeholt wird, ist nur freihändiges Arbeiten möglich, da war das schnelle Anbringen des Mikrofons von entscheidendem Vorteil.“
Infokasten
Praxistipps vom Profi
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Werner Lebert hatte im Vorfeld des Drehs von erfahrenen Tonmännern gute Tipps und Tricks bekommen; die Realität vor Ort zwang ihn aber immer wieder dazu, zu den ganz einfachen Mitteln zu greifen – wie zum erwähnten Windschutz aus Fischernetzen. Was er Filmern sonst noch rät:
- Das Kamerasystem schützt man am besten mit mehreren Lagen dünner Frischhaltefolie. Ohne vernünftigen Spritzschutz wird die Ausrüstung den ersten Drehtag nicht überstehen.
- Wer meint, auf den Windschutzkorb und die „tote Katze“ aus Budgetgründen verzichten zu können, wird ein wahres Rausch- und Kratz-Wunder erleben…
- Die Interviews mit der Besatzung und dem Kapitän haben wir auf der Brücke geführt und wurden durch glasklare Aufnahmen belohnt.
- Hochseeschiffe sind mit Radaranlagen ausgestattet. Die Radarstrahlen können zu Störungen führen. Wir haben von dieser Problematik zwar nichts mitbekommen, trotzdem ist es ratsam, dass Filmteams diesen Punkt seriös betrachten. Auch der Aufenthalt in der Nähe der Radarkeule sollte überdacht werden.
Buchtipp: Werner Lebert, Skagerrak, Auf Fangfahrt mit der „J. von Cölln“, plexus-Verlag, ISBN 978-3-937996-66-0
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Maik Robbe