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Der Gesang der Ozeane

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Noch wissen wir Menschen nicht viel über die Kommunikation der Wale – dabei müssen wir nur zuhören.

Es geschieht nicht selten, dass Touristen (vom Seegang noch leicht grün im Gesicht) sich beim Veranstalter bitter darüber beschweren, dass auf der Whale-Watching-Tour ja alles zu sehen gewesen sei, eben nur keine Wale! Jetzt wolle man aber das Geld zurück. Es verwundert kaum, dass Wale sich lieber von den Menschen fernhalten, denn die Sprache Wal - Mensch - Mensch - Wal ist geprägt von allerhand Missverständnissen. Man weiß nicht viel übereinander. In den letzten 50 Jahren haben Wissenschaftler sich die größte Mühe gegeben, Wale besser zu verstehen. Und da man sie in der Regel nicht oft zu Gesicht bekommt, war es schließlich der Klang, der bei der Erforschung half.

 

Man vergisst nie eine erste Begegnung.

Seit Jahrhunderten boomt die Seefahrt. Mit ihr wurde es den Menschen endlich möglich, sich außerhalb ihres kleinen Radius zu bewegen, andere Kontinente zu entdecken und die Welt neu zu verstehen. Dennoch blieb der Aberglaube so etwas wie ein zusätzliches Crew-Mitglied auf dem Ozean. Denn wenn nachts plötzlich diese seltsamen Geräusche aus dem Meer kamen, ein Klopfen, ein tiefes Stöhnen, war klar: Das sind tote Seemänner, die bedrohlich singen – und sich ihr Schiff zurückholen wollen! Schnell war aber auch von Meeres-Ungeheuern die Rede, die ganze Schiffe verspeisten. Legende um Legende rankte sich um diese „Resonanzkörper“ im schwarzen Ozean – dabei kamen die überraschenden Fontänen in der Dunkelheit, die großen Schatten und das seltsame Brummen von einer der friedlichsten und schüchternsten Spezies des Planeten – und das Stöhnen war ein Gesang. Gesang? Wozu singen Wale eigentlich?

 

Ozean: The Greatest Hits.

Als Herman Melville Mitte des 19. Jahrhunderts Moby Dick schrieb, waren die ersten Schauergeschichten aus den Tiefen des Ozeans bereits als Folklore entlarvt. Dennoch konnte auch er nicht ahnen, was wir heute über die Sprache der Wale wissen. Auf Paarsuche sind männliche Wale die Minnesänger des Ozeans. Bis zu 15 Meter lange Buckelwale zum Beispiel sind die Bass-Könige. Ihre Lieder singen sie in einem Frequenzspektrum von 10 bis 8.000 Hertz und buhlen damit um die Weibchen. Unglaubliche 622 verschiedene Laute haben Wissenschaftler bereits katalogisieren können. Gefällt das Lied, hat das Unterwasser-Tinder mal wieder funktioniert: It‘s a match!

Auch in Sachen Reichweite kann ihr Paarungs-Ritual es mit dem Konzept des Online-Datings der Menschheit aufnehmen: Finnwale mit ihren 20 Hz und Blauwale mit 16 Hz tiefen Frequenzen können eine Strecke überwinden, die Meeresbiologe Oliver Boisseau mit einer Distanz „von der Küste Afrikas bis in die Karibik“ vergleicht.

 

Große Stimmen, empfindliches Gehör.

Wir wissen heute, dass wir beim besseren Verstehen der Wale nicht von ihrer enormen Lautstärke auf ihr eigenes Gehör schließen dürfen. Wale sind sehr empfindlich, was ihre Sinneswahrnehmungen betrifft. Expeditionsschiffe, das Militär, Öl-Bohrinseln und Tourismus schaden den Tieren. All das macht einen enormen Lärm bis tief in den Ozean hinein, ob wir mit Sonar den Meeresboden abtasten, Pipelines und Motoren brummen lassen oder Untersuchungen mit Schallkanonen anstellen. Gestrandete Wale haben meist Blutungen im Gehirn und im Innenohr – kein Wunder also, dass sie uns Menschen lieber aus dem Weg gehen.

 

Walschutz und gemeinsame Zukunft.

Jeder von uns hat bereits die grausamen Bilder von illegalem Walfang gesehen. Selbst ein kontrollierter Fang, wie er derzeit nur auf Island praktiziert wird, hilft den Tieren nicht beim Erhalt der Spezies – schon jetzt haben Wissenschaftler einige Arten nur anhand von Knochenfunden zuordnen können, ohne je ein lebendes Exemplar gesehen zu haben: Sie sind ausgestorben, bevor wir sie kennenlernen können. Es mag bitter klingen, wenn Boisseau sagt, dass der einzige Weg, die Wale zu erhalten, der Beweis ist, dass sich mit ihnen jenseits des Walfangs und Tötens viel mehr Geld verdienen ließe.

Auch wenn Menschen Wale per se nicht mehr als Bedrohung empfinden, so müssen wir alle noch verstehen, dass der Ozean ziemlich still wäre ohne die Songs der Wale. Dass uns die Tränen kommen, wenn wir dem Gesang einmal genau zuhören, kann ein Anfang sein.

 

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