Die Kunst des Zuhörens
12. Februar 2020
75 Jahre, 75 Momente: Leslie Ann Jones
Als Tochter des berühmten Musik-Satirikers Spike Jones und der Sängerin Helen Grayco kann Leslie Ann Jones zurecht behaupten, in die Musikwelt hineingeboren worden zu sein. Tatsächlich hatte das Talent ihrer Eltern Einfluss darauf, wie sie heute produziert: „Ich glaube, sie waren meine ganz ursprüngliche Inspiration, auch wenn ich das damals noch nicht wusste“, sagt sie. „Das größte Geschenk, das sie mir gaben, wenn ich mir ihre Shows ansah, waren diese Berge von Musik, die ich ihnen sei Dank in meinem Leben schon hören durfte. Mein Vater hatte eine unglaublich umfangreiche Plattensammlung. Da war von Stravinsky bis Elvis alles dabei. Ich entwickelte also einen sehr diversen Musikgeschmack – und der war immer bei mir auf meinem Weg zur Produzentin.“
Wenn es nach Jones geht, kann die Bewunderung für Musik und Künstler einen ganz besonderen Einfluss haben: „Mein Rat für junge Leute, die eine Karriere als Produzenten anstreben, ist: Nimm dir einfach Zeit zum Zuhören. Mach die Musik nicht zu laut, hör‘ hin, was dir da jemand sagen will mit dem, was er tut, auch wenn das Musik ist, die du selbst nie machen würdest. Du kannst immer etwas lernen.“ Dennoch ist Jones‘ Erfolg nicht nur dem geschuldet, dass sie sich intensiv mit der Art der Musik auseinandersetzt. Es geht ihr darum, ihre Kunden zu verstehen, ihre Vision und ihre Erwartungen zu verinnerlichen. „Du musst wirklich mit ihnen reden, um zu erfahren, was für eine Aufnahme das werden soll. Je mehr ich das schon zu Beginn herausfinden kann, umso besser wird unsere gemeinsame Session.“
Auch wenn Leslie Ann Jones einen Großteil ihrer Karriere Soundtracks für Film und Fernsehen aufgenommen hat, so war ihr Herzensprojekt eher ein Archivarisches – und auch gleich das absolute Highlight ihrer Laufbahn. „Das war definitiv ein ganz besonderer Moment in meinem Leben: Ich wurde für Skywalker Sound gebeten, die Original-Bänder der Filmmusik für Star Wars Episode 1-6 zu archivieren. Es ist einfach unglaublich, dieser genialen Musik von John Williams über die Jahrzehnte immer wieder zuzuhören. Und sollte es das Letzte sein, das ich in meiner Laufbahn geschafft habe: Das war es wert.“
Wer seine Finger an den Reglern bei solch weltweit bewunderten Aufnahmen wie dem Apocalypse Now-Soundtrack oder Liveaufnahmen der Israeli Philharmonic hat, gerät schnell in den Verdacht, sein Leben ganz nach der Karriere auszurichten. Jones sieht das anders: „Eines der Dinge, die ich einem jungen Sound Engineer gerne mit auf den Weg gebe, ist die Wichtigkeit eines Lebens außerhalb des Studios. Es ist das eine, an sieben Tagen zu je vierundzwanzig Stunden im Studio zu sein und ‚Ja‘ zu sagen zu jedem neuen Projekt oder Job, aber es ist was anderes, ein Leben zu haben, das einen lehrt, wie man etwas tut, vor allem außerhalb der Musikindustrie. Das gibt dir ein Verständnis für Menschen und das, was sie tun. Und von und mit diesen Menschen zu lernen, das hat mich zu einer besseren Produzentin gemacht.“
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