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Du musst Augenkontakt halten

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75 Jahre, 75 Momente: NICK MASON

Wie beschreibt man eine 60-jährige Musikkarriere in 500 Wörtern? Am besten im Hier und Jetzt. Nick Mason ist auf dem Sprung. Die Tour seiner Band Nick Mason’s Saucerful of Secrets startet bald und es gibt noch viel zu organisieren. Mit seinen Bandkollegen spielt er die frühen Pink Floyd-Songs. Eine Coverband also? Nick lacht. Fast. Denn Nick ist Gründungs-Mitglied eben jener bahnbrechenden Band und der einzige, der auf allen bisher erschienenen Alben vertreten ist. „Es stimmt. Manchmal fühle ich mich tatsächlich, als träte ich mit Coverversionen unserer eigenen Songs auf.“

 

Den Reiz, mit den frühen Songs aus den 60ern und 70ern auf Tour zu gehen, erklärt Nick so: „Die Songs auf den späteren Alben sind so sehr Teil unserer Kultur, dass Fans sie so hören wollen, wie sie auch für die Platten produziert wurden. Bei unseren früheren Aufnahmen sind wir in der Live-Umsetzung viel freier. Bei Atom Heart Mother haben wir einige Wiederholungen rausgenommen, das Stück komprimiert, bei Interstellar Overdrive die Musik-Struktur komplett verändert. Wir spielen den Song jeden Abend anders, genauso wie wir es 1967 schon gemacht haben. Oder ich versuche ein Repeat Echo aus den Songs mit meinen Drums neu zu spielen, damit es organischer klingt.“ Wie hat sich denn im Vergleich zu früher das Publikum verändert? „Nun, es ist natürlich älter geworden, wie wir auch, aber sie bringen ihre Kids mit, und so entsteht eine tolle, diverse, Mischung, die als Publikum unheimlich Spaß macht.“

 

Die Idee, wieder zu touren, kam Nick während seines langen Engagements während der weltweit erfolgreichen Pink Floyd – Their Mortal Remains Ausstellung, bei der er die Band vertrat und die ihre Premiere im renommierten Victoria and Albert Museum in London feierte. Diese einzigartige Werkschau war eine technische Herausforderung, die viele Kooperationspartner erforderte –

auch Sennheiser war als Sound-Partner dabei und sorgte dafür, dass die Ausstellung dank AMBEO-Technologie zum immersiven Audio-Erlebnis wurde. „Bei all den Presseterminen und Interviews fühlte ich mich fast schon selbst wie ein Ausstellungsstück. Da merkte ich, dass ich wieder live spielen will.“ Wir wollen wissen, wie sich das anfühlt, als Teil der Band durch all die Räume zu gehen und die Installationen und Ausstellungsstücke zu betrachten. Nick sagt: „Das war natürlich auch für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Das ultimative audio-visuelle Tagebuch, wenn man so will. Manche Ausstellungsstücke haben mich auch sehr überrascht. Wir hatten Rogers Strafbuch aus der Schulzeit (damals kam der Rohrstock ja noch zum Einsatz), alte Instrumente, von denen ich gar nicht wusste, dass sie noch existieren...“ Victoria and Albert, das bereits die erfolgreiche David Bowie Ausstellung kuratiert hatte, machte sich zudem auf die Suche nach alten Bühnenoutfits. „Da gab es außer einem Mantel von Roger eigentlich nichts, bis dann dieses I hate Pink Floyd T-Shirt auftauchte, das dem ähnelte, das Johnny Rotten von den Sex Pistols damals getragen hatte.“

 

Ein weiterer Gedanke kam Nick beim Besuch in der Ausstellung, die nach London in Rom, Dortmund und Madrid an den Start ging: „Sie haben uns mit der Darstellung der Konzept-Alben und Stationen unserer Laufbahn viel strukturierter dargestellt, als wir eigentlich waren. Es erschien alles viel zusammenhängender und linearer. Wir haben damals bei den Aufnahmen zu jedem neuen Album anders gearbeitet. Bei The Pipe at the Gates of Dawn hatte Syd [Barrett] den kreativen Hauptanteil, [A Saucerful of] Secrets war organisches Teamwork, The Final Cut dann schon eher ein Roger Waters Soloalbum – und bei unserer letzten Platte von 2014, The Endless River, haben wir uns an Material aus den The Division Bell-Sessions herangewagt, das wir bereits 20 Jahre zuvor geschrieben und eingespielt hatten.“ Auch wenn unsere Frage nach seinem persönlichen Lieblingsalbum wirkt wie einem Poesiealbum entsprungen, wollen wir es dennoch wissen. „Wir haben auf A Saucerful of Secrets viele interessante Dinge ausprobiert. Musikalisch ist es unser organischstes und vielseitigstes Album.“ Die Tatsache, dass Pink Floyd auf der Platte so vielen Einflüssen aller Beteiligten Raum gibt und gerade deshalb als Einheit daherkommt, macht die Frage, warum seine heutige Band so heißt, überflüssig. Es ist das Gefühl, Teil einer Band zu sein, das Nick antreibt, denn „ob du vor 50 oder vor einer Million Menschen auftrittst, ist nicht relevant. Es ist das Zusammenspiel. Einzig und allein die Größe der Bühne macht einen Unterschied. Du brauchst Augenkontakt. Du stimmst dich wortlos, nur durch Blicke, ab. Je größer die Bühne, umso mehr musst Du Dich auch über eine weite Entfernung hinweg finden und miteinander kommunizieren.“

 

Miteinander kommunizieren. Es ist kein Geheimnis, dass bei Pink Floyd nicht alle Mitglieder regelmäßig beim Barbeque zusammensitzen. Das wusste auch Bob Geldorf, als er sich in den Kopf setzte, Pink Floyd nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder in ihrer legendären Besetzung für seine 2005er Neuauflage des Live 8 Konzertes in London für drei Songs auf die Bühne zu holen.

„Bob rief zuerst bei David [Gilmour] an. Der sagte, dass das wohl nichts werden würde. Also rief er mich an. Ich wiederum sprach dann erst einmal mit Roger – der überzeugte schließlich David.“ Die Telefonkette verlief erfolgreich. Eine Woche lang probten die Bandmitglieder und fanden schließlich den Groove, den es brauchte, um gemeinsam aufzutreten. „David wird mir sicher widersprechen“, schmunzelt Nick, „aber die gemeinsame Musik ist eigentlich nur die halbe Miete. Das Mixing, der Monitor-Mix, das ist der Tricky Part, wenn Du so lange nicht gemeinsam auf der Bühne gestanden hast.“ Und natürlich darf der Augenkontakt nicht fehlen. Die Live 8 Bühne war bekanntlich nicht klein.

 

Ihr legendärer Auftritt hat sicherlich bei den Fans die Hoffnung geweckt, dass sich Pink Floyd noch einmal live zusammenfinden werden. Antworten auf diese Frage muss Nick fast täglich liefern. Das ermutigt uns, sie ebenso zu stellen: Nick, wie ist denn das nun? Macht ihr das nochmal? „Ich verstehe das. Aber so sehr wir unsere Fans lieben, glaube ich daran, dass man das nicht tun darf, nur um allen einen Gefallen zu tun. Dazu müssen wir uns selbst anspornen, es aus tiefstem Herzen wollen. Wir haben uns so lange mit Reibereien zweier sehr dominanter Persönlichkeiten beschäftigt – das hätte fast dazu geführt, dass The Wall nie zustande gekommen wäre.“

 

So schnell, wie 60 Jahre Musikgeschichte vergehen, werden aus 500 tausende von Wörtern, und aus 45 Minuten ein viel zu kurzer Moment. Wir müssen unsere letzte Frage stellen, die aus dem Hier und Jetzt noch einmal ganz zurück, rewind, an den Anfang springt. Wann und warum hat sich Nick Mason dazu entschlossen, ein Schlagzeuger zu werden? Seine Antwort ist so unglaublich wie bescheiden. „Ich habe mit 14 Jahren den Rock‘n‘Roll für mich entdeckt. Als ich mit meinen Freunden die erste Band gründete, war die Gitarre schon reserviert, den Bass wollte ich nicht – blieben also nur die Drums. Und so wurde ich ein Drummer, der ständig damit beschäftigt war, sein Schlagzeug zu optimieren. Und Du lernst immer wieder dazu, ich tue das immer noch, nach all den Jahren. Wenn ich mir heute Bands anschaue, und natürlich im Speziellen auch die Drummer, dann muss ich schon sagen: Es gibt eigentlich kaum jemanden, der nicht irgendetwas Besonderes anzubieten hätte.“

 

Nick muss weiter. Die Tour ruft. Der Corona Virus, der die Welt in Atem hält, macht die Organisation nicht gerade leichter. Er hofft, dass alle Auftritte wie geplant stattfinden können. Wir nutzen noch schnell die Chance, ihm die Daumen zu drücken und ihn von den Kollegen Torsten Grenz und Frank Weissberg aus dem Sennheiser Controlling zu grüßen, die ihre Dienste anbieten, sollte einmal an der Gitarre Not am Mann sein. Was gäben wir für einmal Augenkontakt halten auf der Pink Floyd-Bühne. Wir legen auf und sind: unendlich dankbar.

 

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