Ein Gespräch über das Geschäftsjahr 2018 mit Dr. Andreas Sennheiser und Daniel Sennheiser
17. Juni 2019
Sennheiser hat sich Anfang 2018 das Ziel gesetzt, sich noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten. Wie haben Sie das umgesetzt?
Daniel Sennheiser: Im vergangenen Jahr haben wir unsere Consumer und Professional Divisionen gestärkt und eine Organisationsstruktur geschaffen, mit der wir erfolgreich und schneller am Markt agieren. Von der Produktentwicklung über den Vertrieb bis hin zu den Kundenbeziehungen vor Ort haben wir kleine, dedizierte Teams aufgestellt, die sich auf die verschiedenen Kundengruppen in den Bereichen Consumer und Pro Audio konzentrieren.
Andreas Sennheiser: Mit dieser Aufstellung können wir neue Produkte nicht nur schneller, sondern auch gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln. In einer solchen Zusammenarbeit mit den Kunden ist beispielsweise der neue Digital 6000 Mini-Bodypack SK 6212 entstanden, der vom Markt sehr gut angenommen wurde.
Ein anderes schönes Beispiel ist der MOMENTUM True Wireless – unser erstes Produkt in der Kategorie ‚Smart & Connected Audio Experiences‘. In der Entwicklungsphase haben wir genau hingehört, was sich unsere Kunden wünschen und was am Markt noch fehlt. Die Wunschliste, die daraus entstanden ist, war eine Kombination aus kompaktem Design, intuitiver Bedienung, stabiler Bluetooth-Verbindung – und natürlich einer großartigen Klangqualität. Die positiven Reaktionen nach der Markteinführung haben uns gezeigt, dass das genau der richtige Weg ist.
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Was hat aus Ihrer Sicht 2018 zu einem erfolgreichen Jahr gemacht?
Daniel Sennheiser: Mit der Neuausrichtung des Unternehmens und der Fokussierung auf die Divisionen haben wir eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung geschaffen. Das spiegelt sich in den Umsatzzahlen und Ertragszahlen für 2018 wider. Unsere Produkte sind nun noch konsequenter an den Bedürfnissen unserer Kunden ausgerichtet. So haben Neuheiten wie beispielsweise das Mikrofonsystem evolution wireless G4 oder TeamConnect Ceiling den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr signifikant gesteigert.
Andreas Sennheiser: Positiv ausgewirkt haben sich auch die Investitionen der letzten zwei bis drei Jahre im Bereich Forschung und Entwicklung, die die Ausgangsbasis für unser derzeitiges Produktportfolio bilden. Die Tatsache, dass wir als Familienunternehmen langfristig denken und agieren, zahlt sich jetzt aus.
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Dr. Andreas Sennheiser »Die Tatsache, dass wir als Familienunternehmen langfristig denken und agieren, zahlt sich jetzt aus.«
Dr. Andreas Sennheiser"
Dr. Andreas Sennheiser
Daniel Sennheiser: Parallel zur Organisationsstruktur haben wir auch unsere Unternehmenskultur weiterentwickelt – die Art und Weise, wie wir bei Sennheiser miteinander arbeiten. Wir haben es geschafft, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern eine Aufbruchstimmung zu schaffen. Es ist toll, die individuelle Begeisterung zu spüren und zu sehen, wie die Mitarbeiter Projekte eigenständig vorantreiben. Der Marktübergang vom Drahtlossystem G3 auf G4 ist ein schönes Beispiel hierfür. Er wurde durch das Projektteam in einer Rekordzeit von nur wenigen Monaten erfolgreich initiiert und umgesetzt. Dafür konnten die Mitarbeiter sogar einen TEC-Award auf der NAMM 2019 entgegennehmen.
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Was zeichnet die Unternehmenskultur von Sennheiser aus?
Andreas Sennheiser: Zusammengefasst lässt sie sich folgendermaßen beschreiben: In unserer Kultur bringen wir das Beste aus Familie und wirtschaftlichem Unternehmen zusammen. Sie ist durch Zwischenmenschlichkeit, eine starke Identifizierung mit unseren Produkten und Leidenschaft für das, was wir tun, geprägt. Die Haltung, mit der wir uns unserer Arbeit widmen und wie wir unseren Kunden gegenübertreten, ist das, was uns auszeichnet.
Daniel Sennheiser: Es geht um ganz einfache Dinge: Wir stellen den Kunden in den Mittelpunkt, wir gehen fair, offen und tolerant miteinander um, feiern gemeinsam Erfolge und lernen gemeinsam aus Niederlagen. Wir haben die Aspekte unserer Kultur, die uns wichtig sind, gemeinsam herausgearbeitet und für unser tägliches Handeln übersetzt. Es sind die vielen kleinen und täglichen Veränderungen, die den Unterschied machen.
Was waren Ihre persönlichen Highlights in 2018?
Andreas Sennheiser: Ende letzten Jahres haben wir einen Flagship Store in Sydney eröffnet, der sehr erfolgreich angelaufen ist. Nun können Kunden die Sennheiser-Welt auch Down Under erleben. In unseren Stores haben wir die Möglichkeit, direkten Kontakt zu unseren Kunden aufzubauen, um aus erster Hand zu erfahren, was sie interessiert und wofür sie sich begeistern.
Daniel Sennheiser: Aus diesem Grund haben wir auch den 20. Geburtstag unserer evolution Mikrofonserie weltweit mit vielen Events und lokalen Angeboten gefeiert. Toningenieure, Musiker und Produktexperten haben Geschichten aus 20 Jahren evolution erzählt und hatten sogar Gelegenheit, ihr eigenes Mikrofon herzustellen. Darüber hinaus haben wir jeden Monat im Rahmen einer Promotion-Aktion ein spezielles Mikrofon der Serie in den Vordergrund gestellt. Das war unsere Art, unseren Kunden, die den Erfolg der Mikrofonserie überhaupt erst möglich gemacht haben, Danke zu sagen. Und wir freuen uns schon jetzt darauf, in 2020 mit unserem 75-jährigen Firmenjubiläum daran anzuknüpfen.
Andreas Sennheiser: Ein weiteres Highlight war mit Sicherheit, dass die Pink Floyd Ausstellung „The Pink Floyd Exhibition: Their Mortal Remains“ nach Deutschland gekommen ist. Nach einem tollen Start in London und einem Stopp in Rom hatten wir in Dortmund nun die Gelegenheit, unsere Mitarbeiter und Kunden aus Deutschland zu dieser herausragenden Ausstellung inklusive perfektem AMBEO 3D-Erlebnis einzuladen. Über ein solches Hörerlebnis zu sprechen ist eine Sache, in einem AMBEO Raum zu stehen die andere. Das Gefühl, hautnah beim letzten Konzert von Pink Floyd live dabei zu sein und Gänsehaut zu bekommen, ist unbeschreiblich.
AMBEO ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil Ihrer Strategie. Wo steht Sennheiser mit dem Thema derzeit?
Daniel Sennheiser: Wir sind davon überzeugt, dass 3D-Audio die Zukunft der Audioindustrie ist. Aus diesem Grund werden wir weiter in diesem Bereich forschen. Denn nur so haben wir die Möglichkeit, AMBEO in weitere Produkte zu integrieren und dieses besondere Hörerlebnis für unsere Kunden erfahrbar zu machen – ganz gleich ob bei der Aufnahme, dem Mixing oder der Wiedergabe.
Dabei ist es wichtig, die Balance zu halten zwischen wegweisenden Ideen für die Zukunft und Produkten, die unser Versprechen ‚The Future of Audio‘ bereits im Hier und Jetzt einlösen.
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Daniel Sennheiser »Wir sind davon überzeugt, dass 3D-Audio die Zukunft der Audioindustrie ist. Aus diesem Grund werden wir weiter in diesem Bereich forschen.«
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Daniel Sennheiser
Andreas Sennheiser: Wir suchen immer wieder nach neuen Möglichkeiten zu zeigen, was mit AMBEO möglich ist. Die Installation in der Pink Floyd Ausstellung ist sicherlich der ‚Heilige Gral‘. Mit der AMBEO Soundbar haben wir erstmalig ein Produkt auf den Markt gebracht, das die akustische Leistung eines 9.1-Heimkinosystems in sich vereint – aber kompakt unter den Fernseher passt. 13 integrierte Lautsprecher erzeugen ein überragend räumliches Klangbild im eigenen Wohnzimmer. Alle, die die Soundbar bis jetzt gehört haben, waren begeistert. Und das ist genau das, was wir erreichen wollen.
Wir haben unsere Expertise aber auch in ganz anderen Anwendungsfeldern eingebracht, beispielsweise im Bereich Augmented Reality. Mit dem AR One haben wir einen Kopfhörer für die AR-Brille von Magic Leap vorgestellt, der es ermöglicht, nicht nur visuell, sondern gleichzeitig auditiv in eine andere Welt einzutauchen.
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Wie sind Sie in das Jahr 2019 gestartet?
Daniel Sennheiser: Wir sind im Moment auf einem erfolgreichen Weg und werden diesen in 2019 weitergehen: Wir werden uns auf unsere Stärken fokussieren, neue Produkte auf den Markt bringen und uns mit unseren Kunden intensiv austauschen. Wenn wir neugierig bleiben und uns gegenseitig unterstützen, dann wird auch 2019 ein gutes Jahr werden.
Andreas Sennheiser: Es ist nie die Errungenschaft oder die Idee eines Einzelnen, die den Erfolg ausmacht. Es ist das Zusammenspiel von Menschen – die in die Zukunft schauen, die technischen Sachverstand haben, die Ideen umsetzen, die den Markt kennen und die direkt mit den Kunden arbeiten – das es ermöglicht, gemeinsam etwas zu bewegen.