Zur aktuellen Situation von Menschen mit Hörverlust in der Gesellschaft
20. Juli 2021
Erfahren Sie mehr über die aktuelle Situation von Menschen mit Hörverlust in der Gesellschaft und wie ganzheitliche Inklusion gelingen kann.
Sennheiser hat MobileConnect, das WLAN-basierte System für barrierefreies Hören, entwickelt, um Menschen ein individuelles Hörerlebnis zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um Menschen mit einem Hörverlust, die ihr Smartphone zum Beispiel bei Vorträgen als Empfänger für die Audioübertragung nutzen wollen. Auch Menschen mit intaktem Hörsinn nutzen die MobileConnect-App, um sich zu 100% auf das gesprochene Wort zu konzentrieren. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Situation von hörgeschädigten Menschen. Mehr über MobileConnect als Tool für mehr Fokus und Konzentration finden Sie in diesem Blogpost.
Laut des World Report on Hearing (WRH) der Weltgesundheitsorganisation WHO leben derzeit mehr als 1,5 Milliarden Menschen mit unterschiedlichen Graden von Hörverlust (Stand: März 2021). Laut Schätzungen könnten es bis zum Jahr 2050 bereits 2,5 Milliarden Menschen sein. In Deutschland lebt jeder Sechste nach eigenen Angaben mit einem Hörverlust, fast 6 Millionen davon sind signifikant eingeschränkt. Schwerhörigkeit kann leicht bis hochgradig ausgeprägt sein und eines oder beide Ohren betreffen.
Laut WHO gehören Hörschädigungen in den Industrieländern zu den sechs häufigsten Erkrankungen, die die Lebensqualität am stärksten einschränken. Selbst geringe Hörstörungen können in einer Welt des rasanten Informationsaustauschs zum Nachteil werden. Ein Hörverlust führt vor allem zu Schwierigkeiten beim Verstehen von Sprache und damit verbunden zu kommunikativen und sozialen Problemen.
Hören ist unser erster Sinn
Menschen mit intaktem Hörsinn hören bereits vor ihrer Geburt. Der Hörsinn funktioniert beim ungeborenen Kind ab der 22. Schwangerschaftswoche, so dass bereits Embryos Stimmen unterscheiden können. Im späteren Leben kann ein Mensch bis zu 20 einzelne akustische Signale pro Sekunde unterscheiden. Der Hörbereich eines Menschen ohne Hörverlust liegt ungefähr zwischen 20 bis 20.000 Hertz. Am besten reagiert das Gehör auf die Frequenzen zwischen 500 und 6.000 Hertz. Das ist der Frequenzbereich der menschlichen Sprache. Um Sprechen lernen zu können, ist dieser Frequenzbereich somit besonders wichtig. Die Aufnahme und Verarbeitung akustischer Signale, verknüpft mit unterschiedlichen Erinnerungen und Erfahrungen, ist wichtig für den Prozess des Verstehens. Der Hörsinn ist nicht nur zum Spracherwerb und für die kognitive Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Durch die Wahrnehmung von Schall können wir auch Entfernungen abschätzen und uns in unserer Umwelt orientieren.
Gefahren eines unerkannten Hörverlustes
Bei Kindern ist ein gutes Gehör unerlässlich für den uneingeschränkten Spracherwerb und eine gute geistige Entwicklung. Aber wie sieht es im späteren Leben aus? Laut des WRH könnte ein unbehandelter Hörverlust Ursache für über 8 % der Fälle von Fällen von Demenz bei älteren Erwachsenen sein. Eine Studie aus Norwegen kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen mit einem leichten bis schweren Hörverlust nur eine etwa halb so hohe Chance auf eine höhere Bildung haben im Vergleich zu Menschen ohne Hörverlust.
Je weiter der individuelle Hörverlust fortgeschritten ist und je länger Schwerhörigkeit besteht, desto stärker kommt es zu degenerativen Abbauprozessen der Nervenzellen in der Hörbahn. Irgendwann ist der Verlust irreversibel, der betroffene Mensch hat faktisch vergessen, wie gehört werden muss. Deshalb ist es so wichtig, einen Hörverlust möglichst früh zu diagnostizieren und zu behandeln.
Was bedeutet ein Hörverlust für den einzelnen Menschen?
Menschen mit Hörverlust stehen in Alltag, Beruf und Freizeit permanent vor großen Herausforderungen. Unsere Informations- und Kommunikationsgesellschaft steckt gerade für sie voller Barrieren. Eine Mischung aus Förderung, Akzeptanz und neuen Technologien kann ihre Chancen auf Teilhabe aber deutlich verbessern. Für die Teilhabe von Menschen mit Hörverlust ist es zunächst einmal wichtig, die Verständigungsmöglichkeiten zu erweitern. Über individuelle Kommunikationstrainings können Menschen mit Hörverlust dahingehend unterstützt werden, dass sie den kommunikativen Anforderungen im sozialen und beruflichen Umfeld gerecht werden. Es geht darum, die verbliebenen Kommunikationsmöglichkeiten besser nutzen zu lernen und neue Kommunikationswege zu erschließen. So unterschiedlich die Auswirkungen von einem Hörverlust sind, so verschieden sind auch die Formen der notwendigen Unterstützung. Beispiele sind die Hörgeräteversorgung, die technische Ausstattung am Arbeitsplatz oder der bedarfsgerechte Einsatz von Gebärdensprachendolmetschern.
Der unsichtbare Nachteil: Hörverlust und psycho-soziale Folgen
Ein Hörverlust geht oft mit weiteren Krankheitsbildern wie chronischer Erschöpfung und Depressionen einher. Daher muss neben dem kommunikativen Aspekt auch immer die psychische Belastung durch einen Hörverlust berücksichtigt werden. Spezifische Therapien können durch Verhaltenstrainings und Entspannungsverfahren ergänzt werden. Für Menschen mit Hörverlust ist es aber auch wichtig, Verständigungssituationen durch eigenes, aktives Verhalten zu gestalten. Wie weise ich soziale Bezugspersonen auf die Besonderheiten meiner Hörschädigung hin? Wie vermeide ich Missverständnisse und Konflikte in der zwischenmenschlichen Kommunikation? Entscheidend ist, wie Menschen mit Hörverlust und ihr Umfeld mit der Einschränkung umgehen.
Wegen der Unsichtbarkeit ihres Hörverlustes stoßen sie oft auf Unverständnis und Ablehnung. Missverständnisse und Hindernisse führen zu Frustration und zum Versuch, die eigenen Hörprobleme zu kaschieren. Isolation und sozialer Rückzug sind die Folge. Oft kommt es zum Verlust des Arbeitsplatzes. Die Lebensqualität insgesamt ist dadurch stark eingeschränkt. Gerade die Informationswahrnehmung verlangt hörgeschädigten Menschen weit mehr Kraft und Konzentration ab als Menschen ohne Hörverlust. Sie leiden dann schnell an einer kommunikativen Überforderung. Menschen mit Hörverlust nehmen akustische Signale meist nur bruchstückhaft auf. Ihre Aufmerksamkeit ist fast vollständig darauf ausgerichtet, zunächst das Gesprochene akustisch zu verstehen und die Signale zu unterscheiden.
Was leisten traditionelle Technologien zur Hörunterstützung und wo sind ihre Grenzen?
Hörunterstützungstechnologie soll hörgeschädigten Menschen den Zugang zur Kommunikation erleichtern. Durch die Verbesserung von Klangqualität und Sprachunterscheidung unterstützt sie die Interaktion einer Person mit ihrer Umwelt. Hörunterstützende Technologien umfassen sowohl Software als auch Hardware, die in einer Vielzahl von Umgebungen eingesetzt werden kann, zum Beispiel in Schulen und Universitäten.
Die drei traditionellen Methoden zur Hörunterstützung, die üblicherweise eingesetzt werden, sind Induktionsschleifen, Infrarot-Übertragungssysteme und FM-Anlagen. Alle haben gravierende Einschränkungen, angefangen bei der begrenzten Reichweite.
- FM-Funksignale sind unsicher und können leicht gestört werden.
- Die Infrastruktur für Induktionsschleifen erfordert eine teure, arbeitsintensive Installation und beschränkt die Hardware auf einen bestimmten Sitzbereich innerhalb des Raumes.
- Infrarotsysteme beanspruchen viel Zeit und Ressourcen für die Implementierung und ordnungsgemäße Wartung der Hardware.
Die Unzulänglichkeiten von Induktions- und Infrarotanlagen – insbesondere spezielle Sitzbereiche für schwerhörige Personen – führen zu sozialer Stigmatisierung und Situationen, in denen sich Menschen mit Hörverlust ausgegrenzt fühlen, was Gefühle von Einsamkeit, Isolation und Frustration verstärkt, die die WHO als emotionale Auswirkungen von Schwerhörigkeit nennt. Außerdem bergen in der COVID-19-Ära, aber auch danach, Leihgeräte zur Hörunterstützung ein großes Hygiene- und Gesundheitsrisiko.
In Anbetracht all dieser Einschränkungen und Unzulänglichkeiten ist es einfach nicht mehr zeitgemäß, traditionelle Technologien zu verwenden, wenn schwerhörige Menschen so effektiv und respektvoll wie möglich bei der Teilhabe an öffentlicher Kommunikation unterstützt werden sollen.
MobileConnect – Ganzheitliche Inklusion von Menschen mit Hörverlust
MobileConnect ist ein System für Hörunterstützung via WLAN, das ein individuell optimiertes Hörerlebnis ermöglicht.
Mit MobileConnect versucht Sennheiser dazu beizutragen, hörgeschädigten Menschen den Zugang zu einer leicht zu bedienenden und überall im Raum verfügbaren Hörunterstützung zu ermöglichen. Anstelle von Leihgeräten, welche umständlich im Voraus einer Veranstaltung ausgeteilt und anschließend wieder zurückgegeben werden müssen, setzt MobileConnect auf ein Gerät, das ohnehin nahezu jeder in der Tasche hat: das eigene Smartphone. Als hörgeschädigter Mensch oder jemand,der sich einfach besser auf die Veranstaltung konzentrieren möchte, ohne von Umgebungsgeräuschen abgelenkt zu werden, benötigt man lediglich die MobileConnect-App auf seinem iPhone oder Android-Gerät. Das Audiosignal wird über WLAN in den Raum gestreamt, sodass man nicht mehr auf einen Sitzplatz in der ersten Reihe angewiesen ist. Man kann sich überall im Raum aufhalten, ohne an Sprachverständlichkeit einzubüßen. Die geringstmögliche Latenz erhält man hierbei, indem man seine Kopfhörer, Hörgeräte oder Cochlea-Implantate mit seinem Endgerät verbindet, da insbesondere Bluetooth (noch) zu starken zusätzlichen Audioverzögerungen führen kann.
Sobald die App erst einmal installiert ist, können die verfügbaren Audiokanäle einfach in der App ausgewählt oder über einen QR-Code gefunden werden. Und da sich die Vorlieben und individuellen Hörbedürfnissen von Mensch zu Mensch stark unterscheiden, kann der Klang mithilfe des sogenannten Personal Hearing Assistant individuell angepasst werden. Nur so gelingt wahre Inklusion.
MobileConnect besteht aus einer Hardware- und zwei Software-Komponenten: Die MobileConnect Station wird an das bestehende AV-System angeschlossen und streamt das Audiosignal. Die MobileConnect App kann auf beliebigen iOS- und Android-Geräten installiert werden und empfängt den Audiostream über WLAN. Der Benutzer kann zwischen mehreren Streaming-Kanälen umschalten und dank des Personal Hearing Assistant das Klangprofil einfach an seine persönlichen Vorlieben anpassen.
Fazit
Wie der Artikel deutlich zeigt, kann ein Hörverlust zu einer Vielzahl an gesundheitlichen und sozialen Problemen führen. Es ist deshalb wichtig, mit einer Therapie und der Hilfsmittelversorgung früh anzusetzen und einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen, um wahre Inklusion von Menschen mit Hörverlust zu garantieren. Dabei geht nicht es nicht „einfach nur“ um Hörunterstützung, sondern darum, soziale Stigmatisierung von hörgeschädigten Menschen zu verhindern und ein optimales Audioerlebnis zu schaffen, das vor allem den Frequenzbereich der menschlichen Stimme perfekt wiedergibt.
Das Thema Hörunterstützung interessiert Sie und Sie möchten gern mehr darüber erfahren? Besuchen Sie gern unsere Website: www.sennheiser.com/mobileconnect